Stillgestanden! – Zapfenstreich
Stillgestanden!
„Serenade!“ Es dauert eine ganze Weile, bis das Kommando zum Höhepunkt des Abends fällt. Gar nicht so einfach, so ein Großer Zapfenstreich. Schließlich ist es für die meisten hier das erste Mal, dass sie flankiert von Fackel- und Fahnenträgern in geordneter Formation ihre endgültige Position finden müssen, um auf dem Platz vor der St.-Ludgerus-Kirche den Großen Zapfenstreich zu spielen.
Für die Mitglieder des Musikvereins Heek, der am ersten Wochenende im September sein 125-jähriges Jubiläum feiert, sind aber genau diese 20 Minuten, die das Zeremoniell traditionell dauert, der Höhepunkt des Wochenendes, des gesamten Jahres und für manchen vielleicht sogar des gesamten Musikerlebens.
Also wird beraten: Wie teilen sich die Fackelträger auf? Wohin mit den Fahnen? Wo ist der ideale Links-Schwenkt-Punkt? Und es wird geprobt – immer wieder: „Großer Zapfenstreich – Stillgestanden!“, kommandiert Hauptmann Richard Wierling mit Stentorstimme über den Platz, als alle etwa da stehen, wo sie laut „Prinzipskizze Zapfenstreich ‚B‘“ stehen sollen.
Der Vorsitzende Willi Terwolbeck muss die Skizze mit dem Plan für die Aufstellung der beteiligten Gruppen und die Aufstellung auf dem Kirchenvorplatz immer wieder hervorholen. Immer wieder stecken er, der Bataillonsführer Richard Wierling von den Ludgerusschützen, Tambourmajorin Heike Bröcker vom Spielmannszug und Flügelhornist Martin Klümper die Köpfe zusammen, um die Choreographie zu diskutieren.
Wenn bloß der Platz etwas größer wäre – Dirigent Franz Epping und der Schellenbaumträger kommen mit den Hinterleuten des Spielmannszugs ins Gehege. Dabei ist der bei der Generalprobe noch gar nicht vollzählig angetreten.
Martin Klümper wuselt zwischen den Gruppen hin und her, markiert Schwenkpunkte, verteilt Positionen und erklärt einzelnen Musikern, wo sie am Ende zu stehen haben: Dann, wenn Richard Wierling die Hände an die Hosennaht presst, zum Ehrenpodest hin salutiert und mit Hauptmanns-Stimme meldet: „Verehrter Herr Vorsitzender, ich melde den Großen Zapfenstreich zum 125-jährigen Jubiläum des Musikvereins Heek!“ Und dann das Kommando für die Wunschmusik, die Willi Terwolbeck an diesem Abend hören möchte: „Serenade!“
Spielmannszug, Schützenvereine, Fahnenabordnungen, die Fackelträger von der Feuerwehr und natürlich die Mitglieder des Musikvereins reagieren prompt. Musik erklingt, und die Schaulustigen, die sich rund um den Platz versammelt haben, bekommen eine Kostprobe.
Rund 350 Männer und Frauen sind am Großen Zapfenstreich beteiligt. Für Aufstellung und Aufmarsch nach der Messe wird sogar die Ortsdurchfahrt gesperrt. Beim Sternmarsch werden es an die 1000 Teilnehmer sein. Ohne minutiöse Planung undenkbar: Seit 2013 bereiten sich die Musiker auf das Großereignis vor, mit dem sie ein ganzes Wochenende lang ihr Jubiläum begehen. Ein eigens gegründeter Festausschuss hat Sponsoren aktiviert, Verhandlungen über das fürs Jubiläum komponierte Stück geführt, hat in Chroniken gewühlt, für neue Uniformen gesorgt, über Grafiken für Plakate und Flaggen gebrütet und sich mit Banner- und Fahnenwerbung auseinandergesetzt. „Sie glauben gar nicht, was es alles für Fahnen gibt“, seufzt Bernd Schaten, der Vorsitzende des Festausschusses bei einer der letzten Sitzungen vor dem großen Tag.
„Das Problem ist: Das ganz normale Programm läuft parallel weiter“, erklärt Willi Terwolbeck. Sprich: Die Musiker sind wie gewohnt bei kirchlichen Festtagen, Umzügen, Prozessionen, Schützenfesten gefragt und gefordert. Auch am Jubelwochenende reißt das Engagement für andere nicht ab: „Wir sind an diesem Wochenende bei allen Veranstaltungen rund um den Festplatz beteiligt“, so Willi Terwolbeck.
Jetzt, wo es aufs Festwochenende zugeht, steigt bei allen die Aufregung. Fahnen, Banner und Flaggen sind rechtzeitig fertig geworden, Gastgeschenke für die Gastvereine sind vorbereitet, letzte Proben laufen, die letzten Vorbereitungen sind getroffen. Einige fahren noch schnell in einen Kurzurlaub, andere schicken Stoßgebete in den Himmel, damit während des Jubiläums das Wetter passt.
Das Festprogramm zum Jubiläum
► Samstag (2. September): Um 17 Uhr beginnt der Festgottesdienst in der St.-Ludgerus-Kirche, anschließend, ab 18 Uhr: Großer Zapfenstreich vor der Pfarrkirche, ab 20 Uhr Großer Jubiläumsabend im etwa 650 Personen fassenden Festzelt auf dem Marktplatz mit Uraufführung des Auftrags-Jubiläumsmarsches von Jan Van der Roost: „Donar“ und anderen Stücken, anschließend Musik vom DJ;
► Sonntag (3. September): um 13 Uhr Ankunft der insgesamt 24 Gastvereine an den vier Treffpunkten für den Sternmarsch, der um 13.30 Uhr beginnt; 14 Uhr Begrüßung der Gastvereine und gemeinsames Musizieren mit „Preußens Gloria“ und „Mars der Medici“; 14.30 Uhr Beginn des Festumzugs; 15.30 Uhr Musikalisches Programm im Festzelt mit den „Grenzländern“; anschließend gemütlicher Ausklang. An beiden Tagen Eintritt frei.
Quelle: Münsterlandzeitung (Christiane Nitsche)