Musik für Kirche und Kaiser
Der Musikverein Heek feiert in diesem Jahr sein 125-jähriges Bestehen. Ein Jubiläum, das der Verein zuallererst einem Mann verdankt: Pastor Ferdinand Grimmelt. Der damalige Heeker Pfarrer zog 1892 alle Register, um seiner Gemeinde zu regelmäßiger musikalischer Begleitung zu verhelfen.
„Eine Urkunde habe ich nicht gefunden“, sagt Josef Leyer. Pfarrer Ferdinand Grimmelts heutiger Nachfolger als Pfarrer der Heilig-Kreuz-Gemeinde hat sich schon mehrfach mit der Historie des Musikvereins beschäftigt. Und mit der seines Amtsvorgängers: „Was mich an ihm immer fasziniert hat, ist, dass er Strukturen geschaffen hat, die zum Teil heute noch bestehen“, sagt Leyer.
Zeit des Kulturkampfs
Es war die Zeit des sogenannten Kulturkampfs, als Kaiser und König mit der Kirche im Konflikt um politischen Einfluss und gesellschaftliche Bedeutung lagen. „Pfarrer Grimmelt wollte alles ordnen, was Vereine und Verbände in der Gemeinde angeht“, erklärt Leyer. Das ging nicht immer mit musikalischer Harmonie vonstatten, wie etwa der damalige – protestantische – Amtmann in Heek leidvoll erfahren musste. Die beiden gerieten in Zwist, der Amtmann bezichtigte den Pfarrer des Alkoholmissbrauchs – zu Unrecht, wie sich herausstellte. Mit dem Ergebnis, dass der Amtmann Heek verlassen musste.
Mit Enthusiasmus
Die Anekdote ist Sinnbild für die Durchsetzungskraft Pfarrer Grimmelts. Mit derselben Kraft und ungeheurem Enthusiasmus ging er daran, aus der damals schon lose aus acht bis zehn Musikern bestehenden Kapelle am Ort einen Musikverein zu machen. „Was er natürlich wollte, war ein kirchlicher Musikverein“, erklärt Leyer. So hatte der Pfarrer auch in seinem Antragsschreiben an das Amt Nienborg lauter kirchliche Anlässe aufgeführt, zu denen der Verein die Musikbegleitung liefern sollte. Aber auch: „den Geburtstag unserer Majestät des Kaisers“.
Tradition bei Familie Lenfers
Grimmelt besorgte Instrumente und Noten und konnte dabei bauen auf die Tradition vor Ort: „Besonders die Familie Lenfers hatte da schon eine lange Tradition“, erklärt Leyer. „Die Leute sagten: ‚Die Keps waren bar Musik.'“ Die Keps – so der plattdeutsche Name der Lenfers-Familie, die über mehr als drei Generationen hinweg den Kapellmeister des Musikvereins stellen sollte. So stammt die in der Festschrift von 1992 erwähnte „Keps-Geige“ aus der Mitte des 17. Jahrhunderts. Ein Instrument spielte Grimmelt übrigens selbst nicht. Und sein Nachfolger? Leyer lacht: „Ich bin nur singend unterwegs.“